Unsere Chorreise nach Lund

Es gibt viele Gründe, warum unser Chor etwas Besonderes ist. Einer dieser Gründe ist unsere Chorreise nach Schweden im Sommer 2023, denn „det var det bästa, det bästa vi har sett!"
Was es mit diesem Spruch auf sich hat, was eine „Fika“ ist, wie Blinde die Welt sehen und was das alles mit Nachhaltigkeit zu tun hat, erfahrt ihr in diesem Text. Unsere Reise wurde durch ein Stipendium des Nachhaltigkeitsprogramms „Grün unterwegs” des Goethe-Instituts ermöglicht.
Vor allem wollen wir uns beim LTH-kören aus Lund bedanken, auf dessen Einladung wir nach Schweden gekommen sind und bei dem einige von uns sogar wohnen durften. Außerdem danken wir unserem internen Schweden-Team, das die ganze Reise organisiert hat. Und dem Vorstand. Und unserer Dirigentin María. Und eigentlich allen im Chor. Danke an alle!

1. Tag - Aufbruch

Es ist Mitternacht, in der dunklen und verlassenen Nebenstraße am Heidelberger Betriebshof herrscht eisige Kälte. Um diese Zeit geht niemand freiwillig vor die Tür. Und dennoch, am Straßenrand stehen 50 verschlafene Gestalten und warten… auf den Bus. Der Bus ist für solche Reisen zwar das CO2-sparendste Verkehrsmittel, dafür braucht er leider über 15 Stunden für die Fahrt nach Lund. Immerhin mussten wir als Chor keinerlei Equipment mitschleppen, wir können einfach immer und überall singen. Schließlich kam der Bus dann doch und wir machten uns auf in Richtung Norden. Nach einer langen Nacht mit ungeahnten Umwegen drangen auf der A1 bei Hamburg dann die ersten milden Strahlen der Morgensonne durch die vereisten Fenster. Der Bus wurde wärmer und die ersten Chormitglieder tauten langsam auf. Im weiteren Verlauf der Busfahrt wurden Karten gespielt, gesungen, gelacht und viel geredet, so vergingen die restlichen Stunden dann doch wie im Flug. Mit der Fahrt über die berühmte Öresundbrücke von Dänemark nach Schweden stieg die Vorfreude noch einmal richtig an: Gleich sind wir da!
In Lund angekommen, wurden einige unserer Singenden von den Mitgliedern des LTH-kören abgeholt, sie durften die Woche bei ihnen zu Hause verbringen und so Schweden ganz persönlich kennenlernen. Die Übrigen kamen im barrierefreien Aparthotel unter und machten auf dem anschließenden ersten Ausflug nach Lund die Entdeckung des Tages: In Lund gibt es hervorragende Falafelrollen! Hier würden wir noch öfter essen.

2. Tag - In Lund geht's rund

Lund hat natürlich noch viel mehr zu bieten als nur leckere Falafel. Mit seinen knapp 90.000 Einwohnern, der schönen Altstadt und der Tatsache, dass ein Drittel der Einwohner Studierende sind, fühlt man sich als Heidelberger:in fast wie zu Hause. Einige Mitglieder des LTH-kören gaben uns eine private Stadtführung, vorbei an alten Backsteinhäusern, modernen Universitätsgebäuden, ruhigen Parks und der berühmten, mit Efeu überwachsenen Bibliothek von Lund. Dabei erfuhren wir auch einiges über die Nations, in denen sich die Studierenden selbst organisieren und in deren Häusern sie wohnen. Jede Nation hat dabei ihren eigenen Flair und eigene Traditionen, das macht das Studienleben in Lund enorm abwechslungsreich und vielseitig. Gleichzeitig zu unserem Besuch startete das neue Semester in Lund und es fand das sogenannte „Nolling“ statt. Beim Nolling organisieren die Nations aufwändige Einführungsveranstaltungen für die neuen Erstsemester mit allerlei Kennenlernspielen, Verkleidungen und Parties. So sahen wir während unserer Ausflüge in Lund immer wieder kurios verkleidete Erstsemester und witzige Aktionen in der Stadt.

Während die einen uns durch die Stadt führten, bereiteten die anderen Mitglieder des schwedischen Chores für den Abend ein traditionelles, studentisches „Sittning“ vor. Bei einem Sittning sitzt man in größerer Runde an langen Tischen beisammen und genießt ein mehrgängiges, selbst gemachtes Menü mit Wein und Programm. So kamen beide Chöre abends in einem wunderschön schwedisch dekorierten Festsaal zusammen und es wurde ein aufwändiges 3-Gänge-Menü aus typisch schwedischen Gerichten serviert, sogar mit vegetarischen, veganen und glutenfreien Varianten. Wir waren absolut beeindruckt, denn für über 100 Personen zu kochen ist ein enormer Aufwand. Neben leckerem Essen und gutem Wein lebt ein Sittning von einem lustigen Programm. Auf einer großen Bühne wurden während des Abends Tänze aufgeführt, gesungen, Gedichte vorgelesen und Sketche aufgeführt, jeder konnte sich beteiligen. Nach jeder Vorstellung riefen alle unisono: „Det var det bästa, det bästa vi har sett!“ Übersetzt heißt das: Das war das Beste, das Beste, was wir gesehen haben! Dieser Satz prägte sich ein und wir fanden in der restlichen Woche immer wieder Gelegenheiten, ihn zu singen.
Nach dem Essen wurden die Tische beiseite geschoben und wir tanzten zusammen bis spät in die Nacht.

3. Tag - Malmö sehen und singen

Die deutsche Gemeinde in Malmö durfte sich auf ein Konzert unseres Chores in ihrer Kirche freuen. Da das Konzert erst abends angesetzt war, hatten wir alle Zeit, uns die drittgrößte Stadt Schwedens genauer anzusehen. Das Wahrzeichen von Malmö ist der „Turning Torso”, mit fast 200 Metern das dritthöchste Wohngebäude in ganz Europa. Im Laufe der Reise sahen wir diesen markanten Turm immer wieder, fast von allen Stränden aus und auch aus Kopenhagen war der riesige, weiße Turm deutlich erkennbar. Neben diesem Stadtteil besuchten wir auch andere Highlights von Malmö. Einige lauschten einer katholischen Messe in der Kathedrale, andere schipperten mit Bötchen durch den Schlossgarten und einige wenige trauten sich in das Disgusting Food Museum, das neben dem Eintritt auch einiges an Überwindung kostete.
Mit einer Probe am Abend machten wir uns bereit für den Auftritt. Die deutsche Gemeinde freute sich über den großen, aus der Heimat angereisten Chor und war sichtlich bewegt.

Im Rahmen des spannenden Projekts NORTE begaben wir uns mit der Gemeinde auf eine musikalische Entdeckungsreise, die die aufregenden Traditionen der nordischen Musik mit der romantischen Pracht der Deutschen Romantik vereinte. An zwei unvergesslichen Konzertabenden in der malerischen deutschen Kirche in Malmö und der ehrwürdigen Allhelgonakyrkan in Lund nahmen wir das Publikum mit auf eine Reise durch die Zeit. Beide Aufführungen begannen mit der Barockmotette „So fahr ich hin" von Heinrich Schütz und führten uns weiter zu den romantischen Motetten „Nachtlied" von Max Reger bis zu „Warum ist das Licht gegeben" von Johannes Brahms. Diese Stücke sprühten vor Emotionen und handelten von Themen wie Leid, Tod und Erlösung, die in der romantischen Musik eine besondere Rolle spielen.
Das Publikum, überwiegend bestehend aus Gemeindemitgliedern, die die Deutsche Romantik zelebrierten, wurde am Ende des Konzerts mit dem eindringlichen Ruf „Warum“ aus Brahms' Motette konfrontiert.
Als Zugabe erhoben sich überraschend für das Publikum alle Mitglieder des LTH-kören, die unter den Zuhörer*innen saßen, und stimmten gemeinsam mit uns einige Stücke an, einige sogar spontan vom Blatt. Ein Höhepunkt dieser Zugabe war, dass Miguel Gil Casas, ein Mitglied des Chores, zum ersten Mal in der Geschichte des Ensembles die Leitung übernahm und das Stück „Heyr Himna" dirigierte. Dies war ein bemerkenswerter Moment, der die Verbundenheit und Leidenschaft der Chormitglieder für die Musik deutlich machte.

Nach dem Konzert bedankte sich der Pfarrer überschwänglich für unser Kommen und das Konzert - wir alle waren von seiner herzlichen Dankesrede gerührt.

4. Tag - Von hier an blind

Nach diesen ereignisreichen Tagen hatten wir einen freien Tag ohne festes Programm geplant, zum Ausruhen und um die Stimme zu schonen. Der Chor teilte sich auf, ein paar Singende gingen in die Stadt, ein paar entspannten sich auf dem Zimmer und eine kleine Gruppe fuhr mit dem Zug zum Wandern in den ältesten Nationalpark Schwedens mit uralten Mooren und Wäldern.
Eine besondere Aktion gab es dennoch, bei der sehr viele aus dem Chor mitmachen wollten. Eine Besonderheit unseres Chores ist, dass wir Inklusion leben und wirklich jede und jeder bei uns mitmachen kann. Auch unsere Reise war natürlich so organisiert, dass sie möglichst barrierefrei stattfand, damit alle Singenden mitmachen konnten. Eines unserer Mitglieder ist blind und lud uns zu einem Workshop ein, um uns seine Wahrnehmung der Welt zu zeigen. Im botanischen Garten verbanden wir uns abwechselnd die Augen und lernten, uns auch ohne unsere Augen im Park zurechtzufinden. Mit der Dunkelheit verändert sich die Wahrnehmung enorm: Die altbekannte Welt wird durch die Augenbinde wie neu, ein Kaleidoskop aus Geräuschen, Gerüchen und Gefühltem. Du siehst den Weg nicht mehr? Höre die Schritte der anderen und fühle den Untergrund, so findest du dich zurecht. Ist der Weg auch sicher? Nutze den Blindenstock und fühle vor. Wie praktisch, hier ist eine Kante, an der du dich orientieren kannst. So bekamen wir alle ein viel besseres Verständnis dafür, wie blindengerechte Wege und Orte aufgebaut sein müssen, damit man sich dort auch blind zurechtfinden kann. In der anschließenden Fragerunde konnten wir vollkommen offen all unsere Fragen zum Thema  Blindheit stellen. Wir alle werden die Welt nun mit neuen Augen sehen.

Am Abend stand noch eine kleine Teambuilding-Übung an. In einer so großen Gruppe wie unserem Chor unterhält man sich doch oft mit gleichen Leuten und kennt die anderen doch nur flüchtig. Das wollten wir mit einem Tapas-Abend mit zufällig zusammengestellten Gruppen ändern. Im botanischen Garten lernten wir so bei gutem Essen auch diejenigen Chormitglieder viel besser kennen, die wir sonst nur vom Sehen kannten. Durch diese und die vielen anderen Aktivitäten während der Schwedenreise wurde der Chor von einer Gemeinschaft von Singenden zu mehr: einer großen Familie.

5. Tag - Unbehagen in Kopenhagen

Die Hauptstadt Dänemarks liegt nur 50 km Luftlinie von Lund entfernt und gilt als eine der lebenswertesten Städte der Welt. Viele aus dem Chor hatten schon vor der Reise große Vorfreude darauf, Kopenhagen zu erleben.

Für unseren Besuch in Kopenhagen hatten wir uns einen besonderen Programmpunkt überlegt: ein aufregendes Happening, das im Kongens Have-Park nahe dem Schloss Rosenborg stattfand. Das Happening gliederte sich in drei Teile, während der musikalischen Einlagen übernahm nicht nur unsere Dirigentin die Leitung, sondern auch der Sänger Lukas Sauer brachte sein Können ein. Im Improvisationsteil traten wir in Kontakt mit dem anwesenden Publikum. Eine kleine Gruppe Singender präsentierte Standbilder, die durch das Zurufen von Begriffen, die die Zuschauenden mit dem Thema Nachhaltigkeit verbanden, festgelegt wurden. Dieser kreative Aktionspunkt führte zu einer lebhaften und unterhaltsamen Interaktion zwischen den Künstler*innen und dem Publikum und Passant*innen.

Im Anschluss an das Happening hatte das Schweden-Team eine Stadtführung mit Fokus auf Nachhaltigkeit für uns gebucht, mit der wir die Stadt erkundeten. Wir starteten die Tour im Stadtteil Slotsholmen, in dessen alten Mauern die Regierung, der Königspalast und das oberste Gericht untergebracht sind. Wie es der Zufall so will, wurde heute in ganz Dänemark der “Flaggentag” gefeiert, ein Feiertag zu Ehren der dänischen Geschichte und Kultur. So waren viele Dänen mit ihrer Flagge geschmückt oder trugen rot-weiße Klamotten; in der Stadt wurde alles für eine große Parade vorbereitet und es herrschte geschäftiges Treiben in den Gassen. Nach der Stadtführung erkundeten wir in kleinen Gruppen auf eigene Faust die Stadt. Eine dieser Gruppen wollen wir nun begleiten.
Zu zehnt mieteten wir uns Fahrräder und erkundeten auf zwanzig Rädern die Stadt. Durch die hervorragend ausgebauten Radwege kamen wir schnell in die verschiedenen Stadtteile. Generell sind in Kopenhagen viel mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs und man fühlt sich immer wieder wie auf einer Fahrrad-Autobahn. Hier gibt es ganze Brücken, die extra nur für Radfahrer gebaut sind.

Ein Stadtteil sticht auf jeden Fall heraus: Der Stadtteil “Christiania” sieht sich als eigenes, freies Land mit eigener Verwaltung und Gesetzen. Aus den Häusern tönen Songs von Bob Marley und Nirvana, die Gebäude sind etwas heruntergekommen und mit beeindruckenden Graffitis besprüht. In Christiania finden Alternative, Anarchist:innen, Freigeister und Künstler:innen ihre Heimat - das Ordnungsamt sucht man hier vergebens. Schon mehrmals hat die dänische Polizei versucht, diesen Stadtteil wieder einzugliedern, ohne Erfolg. Wie viele andere Tourist:innen auch wollten wir in dieses besondere Flair eintauchen. Wir bewunderten die kunstvoll gestalteten Läden und Cafés und merkten gleichzeitig, dass bei Einbruch der Dämmerung mehr und mehr zwielichtige Gestalten durch die Straßen zogen. In der sogenannten “Pusher-Street” darf nach den Gesetzen Christianias öffentlich Cannabis verkauft werden. Die Kundschaft besteht zu nicht geringem Teil aus Tourist:innen und in regelmäßigen Abständen werden kleine  Gruppen durch die Straße geführt. Jetzt, in der Dämmerung, waren wir allerdings weit und breit die einzigen Fremden und wurden von allen Seiten kritisch beäugt. Mit Unbehagen gingen wir eng beieinander durch die immer dunkler werdenden Straßen, vorbei an kleinen Parks mit brennenden Feuern, an denen sich die Spritzen für die Nacht gesetzt wurden. Am Ende waren alle froh, als wir über eine kleine Brücke wieder aus Christiania herauskamen. Wir kommen zwar gerne wieder, aber dann eher im Hellen.

Glücklicherweiser führte uns unser Weg geradewegs zu einem kleinen Food Court, hier konnten wir bei teurem, aber hervorragendem Essen das Erlebte verarbeiten und fuhren glücklich und mit vollem Magen im Bus zurück nach Lund.

6. Tag - Schwitzen und Skizzen

Nach dem ereignisreichen Besuch von Kopenhagen standen die nächsten beiden Tage wieder allen zur freien Verfügung. Während der ganzen Woche zeigte sich das schwedische Wetter von seiner besten Seite und heute freuten sich viele auf einen Tag am Strand. Im Nachbarort von Lund hatte ein Verein eine kleine, wunderschöne Sauna aufgebaut, die auf Pfählen über dem Meer schwebte. Aus der Sauna heraus konnte man durch die großen Panoramafenster weit über das Meer blicken und sah am Horizont den Turning Torso von Malmö und die Silhouette Kopenhagens. Einige blieben auch in Lund und besuchten die dortigen Museen. Im großen Freilichtmuseum konnte man in das Leben der letzten Jahrhunderte eintauchen, in den passend zu jeder Epoche komplett möblierten Häusern fühlte man sich wie in der Zeit zurückversetzt. Eine weitere Sehenswürdigkeit von Lund ist das große Skizzenmuseum, in dem die Originalentwürfe vieler Kunstwerke ausgestellt sind. Von Picassos Vormalerei zu seinem Werk Guernica bis zu den Entwürfen für die Weltausstellungen wird hier Kunst im Entstehungsstadium gezeigt. Von der Kunst inspiriert, gaben ein paar Singende in Absprache mit der Museumswärterin  ein spontanes, kleines Konzert im großen Saal des Museums.
Zur Vorbereitung des großen Konzertes stand am Abend noch eine gemeinsame Probe mit dem LTH kören an, in denen wir die gemeinsam gesungenen Stücke verfeinerten. Im Anschluss saßen, aßen und sangen wir noch bis spät in die Nacht mit dem schwedischen Chor zusammen.

7. Tag - Wanderung

Nach dem ereignisreichen, aber eher entspannten Tag war am nächsten etwas Sport angesagt! Wir fuhren mit dem Bus zur Halbinsel Hjorthagen, um dort bei bestem Sommerwetter einmal komplett an der Küste entlang zu wandern. Die Halbinsel zeigte sich bei der Wanderung als wunderschön und abwechslungsreich. Auf der einen Ostseite wanderten wir durch dichte Laubwälder, über feuchte Wiesen und sumpfige Moore, während auf der Südseite trockene Nadelwälder und dunkle Steinklippen ein mediterranes Flair versprühten. Neben der wunderschönen Landschaft bietet die Halbinsel noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Das riesige Holzkunstwerk “Nimis”. Über mehrere Jahre hat hier ein Künstler Treibholz gesammelt und es zu einer meterhohen Holzkonstruktion zusammengenagelt, die sich wie eine Burg über den Strand erhebt. Das Kunstwerk kann begangen und erklettert werden, allerdings auf eigene Gefahr. Die vielen Jahre am Meer haben das Holz morsch und die Nägel rostig gemacht. Trotzdem steht die Konstruktion noch heute. Nach einigen Kletterpassagen machten wir hier Mittagspause und hatten das Glück, hin und wieder Schweinswale aus dem Meer auftauchen zu sehen. Nachdem wir nachmittags den Leuchtturm an der Inselspitze besucht hatten und kurz im Meer schwimmen waren, näherte sich nun die Sonne langsam aber sicher dem Horizont. Während es allmählich dämmerte, dämmerte es uns, dass wir uns langsam überlegen sollten, wo wir eigentlich zu Abend essen sollen… wir hatten Glück und fanden im kleinen Örtchen Mölle auf der Halbinsel noch ein italienisches Restaurant, das immer noch geöffnet hatte. So konnten wir den sportlichen Tag mit einer leckeren Pizza ausklingen lassen.

8. Tag – Das große Konzert

Heute stand der Höhepunkt unserer musikalischen Reise an, unser großes Abschlusskonzert zusammen mit dem LTH-kören, aufgeführt in der wunderschönen Allhelgonalkyrkan (Allerheiligenkirche) in Lund. Wir hatten uns zwei Tage entspannt und waren heute bereit, vor großem Publikum ein emotionales Konzert darzubieten.

Der LTH-kören präsentierte zwei Stücke in der Mitte des Programms, die uns klanglich tief berührten. Am Ende des Abends führten beide Chöre gemeinsam die Stücke „Ave Maris Stella“ des Lunder Komponisten Johan Magnus Sjöberg unter der Leitung von María und die romantische Motette „Abendlied“ von Josef Rheinberger unter der Leitung von Ulf auf.
Dann folgte eine witzige Überraschung: Nach den beeindruckenden Darbietungen mussten beide Dirigierende in der Mitte des Geschehens auf kleinen Kindergartenstühlen Platz nehmen. María erhielt sogar Schmetterlingsflügel und ein Diadem, während das Publikum aufstand und gemeinsam mit beiden Chören ein Geburtstagslied anstimmte, denn beide Dirigierende feierten in naher Zukunft einen runden Geburtstag.
Der Abend wurde mit dem letzten Stück „Butterfly“ von Rajaton beendet. Die Tränen flossen, und es war deutlich zu spüren, dass dies ein intensiver, aufrichtiger und emotional aufgeladener Abschied war, denn es war auch das letzte Konzert von vier Singenden des Chores. Diese musikalische Erfahrung wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Nach dem emotionalen Konzert gab es nur noch einen offiziellen Programmpunkt: Das gemeinsame Abendessen. Zusammen ließen wir mit unseren schwedischen Freunden die ereignisreiche Woche Revue passieren und beide Chöre bedankten sich gegenseitig mit Reden und Geschenken. Bevor sich der Wehmut über den bevorstehenden Abschied allzu breit machen konnte, zog ein Großteil der Singenden in eine nahegelegene Karaokebar weiter und rockte dort bis in die frühen Morgenstunden auf der Bühne. Ehrlicherweise war nach dem anspruchsvollen Konzert und dem mehrstündigen Gegröle in der Karaokebar unsere Stimmbänder stark beansprucht und wir können heilfroh sein, dass es von den letzten Liedern morgens um 3 keinerlei (!) Aufzeichnungen gibt.

9. Tag - Abschied

Obwohl die Nacht für einige kürzer war als das Konzert am Vortag, schafften wir es doch alle pünktlich um 9 Uhr zur verabredeten Bushaltestelle. Um liebgewonnene Traditionen aufrechtzuerhalten, kam der Bus eine ganze Ecke zu spät. Nichtsdestotrotz kamen wir, diesmal ohne Umwege, nach 15 Stunden unterhaltsamer Fahrt wieder wohlbehalten in Heidelberg an.


Anmerkung des Autors:

In diesem Bericht konnte ich nur einen Bruchteil von allem dem schildern, was wir alles auf dieser wundervollen Reise erlebt haben. Es ist bestimmt nicht untertrieben zu sagen, dass wahrscheinlich alle Mitreisenden diese Schwedenreise nie vergessen werden. In einer Woche haben wir mehr erlebt als manch andere im ganzen Semester und sind als Chor enger zusammengewachsen. Wir können dir nur empfehlen, selbst einmal nach Schweden aufzubrechen und dieses wunderbare Land, seine Kultur, seine Einwohner und natürlich auch seine Chöre kennen zu lernen - und bei uns im nächsten Semester mitzusingen!

 

Reisebericht geschrieben von Jan Grieser
Künsterischer Teil geschrieben von María Rodríguez Luengo